Heißes Eisen, cooler Preis -

Die Epiphone Joe Perry Signature Les Paul "Boneyard"

ein Test von Hansi Tietgen

Fachwelt und Fans sind sich einig: Aerosmith sind eine Institution des Rock ´n´roll. Und das unbestrittene Aushängeschild des wilden Quintetts aus Boston ist Frontman Steven Tyler. Soweit, so gut. Aber sind wir doch mal ehrlich: für die mitreißenden Riffs, die uns -einmal gehört- noch eine ganze Zeit als anhänglicher Ohrwurm begleiten und zu ständigen "Airguitar-Attacken" inspirieren, zeichnet nicht der charismatische Mr.Tyler verantwortlich. Die coolen Lix stammen zu einem Großteil aus den Fingern von Rock Hall Of Fame Ikone Joe Perry, dargeboten auf einer in hüfthöhe baumelnden Les Paul. Wen wundert´s also, dass die Liste der Musiker, die den kreativen Riffschmied als ihr wichtigstes Vorbild nennen, verdammt lang ist. Und sicher hat schon so mancher angehende "Jungstar" davon geträumt, eine von Mr.Perrys erlesenen Paulas sein eigen nennen zu können. Mit der Boneyard, dem Epiphone-Nachbau einer exklusiven Joe Perry Custom-Shop Les Paul, kann dieser Wunsch jetzt in Erfüllung gehen, ohne lange Gespräche mit dem Kundenberater der Hausbank führen zu müssen. Das PG Team hat der attraktiven Variante der Erfolgsstory Les Paul intensiv auf den Zahn gefühlt.


KK Korpus und Konzept

Die Gitarre erweitert das Epiphone-Angebot an hochwertigen Repliken wertvoller Gibson-Signature Instrumente um ein weiteres Highlight. Das Original, das für die Boneyard der Gibson-Tochter Epiphone Pate gestanden hat, wurde von Joes Frau Billie beim Gibson Custom Shop als standesgemäßes Weihnachtsgeschenk für ihren Gatten in Auftrag gegeben. Man braucht nicht viel Phantasie um sich vorstellen zu können, dass diese Überraschung ziemlich gut angekommen ist. Dreh und Angelpunkt des Signature-Outfits der Gitarre ist das sogenannte Aged Tiger Design. Das, auf einem Original-Entwurf Billies basiernde Custom-Design, besteht aus einer im "Tiger-Look" geflammten Ahorn-Decke, die in einem gelblichgrünen "Aged Tiger"-Ton gefinished wurde. Weitere Signature-Merkmale des außergewöhnlich schönen, hervorragend verarbeiteten Instruments, sind ein "Boneyard-Signe´" und Joes Unterschrift- beide zu finden auf der mattschwarz lackierten Kopfplatte der Gitarre. Auch das Boneyard-Logo nimmt übrigens gleich in doppelter Hinsicht Bezug auf Joes "Privatleben". So dient das kultige Sign Joe zum einen als Markenzeichen seines Recording-Studios, zum anderen als "Brand" seiner ureigenen "Hot Sauce". Ja, genau, du hast richtig gelesen. Joe macht in Sauce. Die sogenannte Boneyard Brew Hot Sauce ist eine Art Barbecue-Sauce und besteht - laut Internetrecherche - aus "Habanero" Pfeffer, Zwiebeln, Knoblauch und zahlreichen Gewürzen. Abgerundet wird das Ganze durch einen Schuß Rotwein. Erhältlich ist das Grill-Gebräu im einschlägigen Handel in den USA oder in diesem deutschen Shop. Na dann: guten Appetit!

Zurück zum Wesentlichen. Über das Single-Cutaway Design der Gitarre brauchen wir uns sicher nicht lange auszulassen. Schließlich ist die reinrassige LP-Silhouette der Boneyard weltbekannt und bringt Musiker seit über fünfzig Jahren in Stimmung für Rock ´n´Roll. Tatsächlich war das ursprüngliche Design aus den 50ern so schlüssig (und beliebt), dass sich an der Formgebung der Les Paul Standard im Laufe der Jahre nur sehr wenige Details verändert haben. Und das gilt auch für die Wahl der verarbeiteten Tonhölzer. Genau wie die meisten ihrer weiteren und engeren Verwandten, setzt auch die Epiphone Boneyard Les Paul auf den Sound einer Mahagoni-Korpus-Basis,in Kombination mit einer in creme eingefassten Ahorn-Decke. Dabei sorgt der hohe Mahagoni-Anteil für ein ansprechendes Sustain und einen warmen Grundsound, die Ahorn Decke würzt das Gesamtklangbild mit einer gewissen Perkussivität und dem nötigen Biß im Höhenbereich. Die beiden Original-Gibson Burstbucker II/III Tonabnehmer wurden mit Hilfe von cremefarbenen Einbau-Rähmchen,direkt in den Korpus montiert. Die heißen Teile sind Repliken der Original PAFs aus den 50er Jahren und gehören zum Besten, was Gibson in Sachen Pick-Ups zu bieten hat. In der Neck-Position kommt ein Burstbucker II zum Einsatz. Der Pick-Up liefert einem warmen, vintagestyle Sound, der sehr eng an die Performance der Original PAFs angelehnt ist. In der Bridge-Position setzen die Epiphone-Designer auf den Burstbucker III. Die heißgemachte Variante hat etwas mehr "Gas", als der IIer und macht richtig was los. Geschaltet werden die beiden Tonabnehmer mit Hilfe eines 3-Wege Pick-Up Wahlschalters (Toggle-Switch) in angestammter Les Paul-Position. Kleines Signature Designmerkmal am Rande: der aufgeschraubte Schalter ist orange. Auch in Sachen Hardware gibt sich die Boneyard klassisch. Ein verchromtes Stop-Tailpiece (Saitenhalter) und eine Tun-O-Matic Bridge machen einen gewohnt guten Job.

Pick Up Info:
Die große Nachfrage nach authentischen PAF-Replika-Pickups veranlasste Gibson dazu, nach dem Geheimnis des sagenumwobenen Sounds der Humbucker der ersten Generation zu forschen. Im Zuge der Recherche fand man heraus, dass Gibson auf Grund fehlender Messvorrichtungen gegen Ende der 50er Jahre, jede Spule so lange mit Draht umwickelte, bis diese schlichtweg "voll" war. Das wiederum hatte zur Folge, dass es nahezu kein Spulenpaar mit der selben Windungsanzahl gab. Parallel dazu entdeckte man, dass der optimale Sound bei einem ganz bestimmten "Ungleichverhältnis" der beiden Spulen entsteht.

Die Erkenntnisse der Forschungsarbeit macht sich jetzt der neue Gibson Burstbucker™ zu Nutze. Der Pick-Up wird in drei verschiedenen Output-Stärken gefertigt: dem Burstbucker™ I (A) mit niedrigem Output, dem Burstbucker™ II(B) mit normalem Output und dem Burstbucker™ III (C) mit hohem Output.

Der Hals

Typisch Les Paul: genau wie bei den Serienschwestern, besteht auch der einteilige, geleimte Hals der Boneyard aus Mahagoni. Und auch an dieser Stelle ist das offenporige, sehr stabile Holz die Bestbesetzung. Schließlich sorgt es nicht nur für eine hervorragende Verzugs-Resistenz, sondern beteilig sich -ganz nebenbei- auch noch mit einer zusätzlichen Portion Wärme und Sustain an der Gesamtperformance der Gitarre. Das, mit einem cremefarbenen Binding eingefasste Griffbrett ist aus Palisander gefertigt und mit 22, sauber eingesetzten und abgerichteten Bünden im Medium Format beschlagen. In Kombination mit kleinen Dot-Inalys in der Sichtkante des Halses, sorgen trapezförmige Inlays für den nötigen Lagendurchblick. Wenden wir uns der Kopfplatte zu. Wie bei allen Epiphone Les Pauls weicht das Headstock-Design auch bei der Boneyard leicht vom typischen Gibson-Shaping ab. Endgültige Klarheit über die Herkunft der Gitarre gibt ein goldener Epiphone Schriftzug. Der Hingucker des Headstock-Breichs und gleichzeitig ein wichtiges Signature-Detail, ist das ultracoole, feinsäuberlich eingearbeitete Boneyard-Logo. Aber auch die Kunststoff-Glocke, die die Ausfräsung für die Halsstellschraube abdeckt, trägt mit Joe Perrys Autogramm ein Signature-Merkmal der Boneyard. Die sechs verchromten Mechaniken im typischen Kluson-Design, arbeiten präzise und leichtgängig.

Die Praxis

Der Test der Gitarre fand in Verbindung mit einem Marshall TSL 100 Halfstack statt- eine Kombination, die bereits auf zahllosen Rock-Produktionen für den amtlichen Schub sorgte. Los geht´s im HiGain Modus mit dem Burstbucker III in der Bridge-Position. In dieser Konfiguration macht die Gitarre ihrer Abstammung alle Ehre und liefert sahnige Lead-, und stramme Riffsounds. Der Ton steht wie eine eins und lässt sich wunderbar formen. Die Gitarre reagiert sehr direkt auf alle Dynamikveränderungen und gibt Spieldetails eins zu eins wieder. Dank der Power des Burstbuckers lassen sich dem Amp auch im etwas gainreduzierten zweiten Kanal des TSL stramme, durchsetzungsfähige Leadsounds entlocken. Nach wie vor bleibt der Sound sahnig und sustainreich. Und das gilt, ohne Abstriche, auch für das Crunch-Biz. Ähnliche gute Ergebnisse wie der kraftvolle IIIer, liefert auch der Burstbucker II in der Neck-Position. Auch in dieser Konfiguration versorgt die Boneyard mit typischen Les Paul Zerrsounds - warm, durchsetzungsstark und zu jederzeit transparent und detailgetreu. Aber auch im Clean-Betrieb erweist sich die Gitarre als reinrassige Les Paul. Das Angebot reicht von klar definierten Akkordsounds, über dynamische Bluesbedienung, bis hin zu warmen, sanften Jazz-Klängen. In allen Disziplinen herausragend ist die Bespielbarkeit der Gitarre. Das Hals-Shaping ist sehr komfortabel und unterstützt eine "ergonomische" Hand-Haltung. Die Saitenlage lässt sich sehr flach einstellen, ohne das Scheppergefahr droht. Sehr angenehm ist das matte Finish (schwarz), das gerade bei "Schwitzefingern" für den nötigen Grip sorgt.

Fazit

Die Epiphone Boneyard Les Paul bietet alles, was man von einer "echten" Les Paul erwartet. Erstklassige Zutaten und eine hervorragende Verarbeitung bilden die Basis für eine Performance, die in keiner Weise den direkten Vergleich mit den wesentlich teureren Instrumenten des Mutterkonzerns zu scheuen braucht. Die beiden Gibson Burstbucker liefern satte, runde Sounds, mit beeindruckendem Sustain - ganz in der Tradition des legendären Originals. Dementsprechend kommen beinharte Rocker bei der Boneyard genauso selbstverständlich auf ihre Kosten, wie Blueser, oder Allrounder. Und auch in Sachen Bespielbarkeit weiß die Gitarre zu gefallen. Der Hals liegt satt in der Hand und macht wirklich alles mit. Die Epiphone Boneyard ist eine wunderschöne, hochwertige Gitarre, die ihrem Besitzer viel Freude bereiten wird, in allen Disziplinen einen hervorragenden Job abliefert und -ganz nebenbei- auch noch die Brieftasche schont. Was will man mehr!

Specs

  • Hersteller: Epiphone
  • Modell: Joe Perry Boneyard Les Paul
  • Korpus: Mahagoni-Basis mit geflammter Ahorn-Decke
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22
  • Mensur: 628mm
  • Halsbreite: Sattel: 42mm / 12.Bd.: 52mm
  • Elektronik: passiv
  • Pick-Ups: 2 x Gibson USA Burstbucker II+III
  • Regler: 2x Volume, 2x Tone, 3-Wege Pick-Up Selektor (Toggle Switch)
  • Preis: (UVP) 950 Euro

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