Manchmal entscheiden Millimeter - Die Yamaha RGX 420S D6

Das Tiefbaugewerbe boomt. Egal ob mit 7-String- oder Bariton-Gitarrenkonzepten. Nahezu jeder Hersteller, der was auf sich hält, hat das ein oder andere Instrument mit Tiefenwirkung in seinem Programm. Mit der RGX 420S D6 - Drop 6 schlägt Yamaha jetzt ein neues Kapitel in Sachen Bass-Power auf.

Das Konzept
Um ihre neue Drop 6-Gitarre mit dem nötigen Tiefgang zu versorgen, setzt Yamaha auf eine Kombination aus verlängerter Mensur und dickeren Seiten.

Details: Im Gegensatz zu einer "normalen" Baritongitarre, bei der das zusätzliche Quentchen Bassanteil, wegen der aufgeblasenen Mensur auf Kosten des Spielkomforts geht, ist es Yamaha mit der RG 420 S D6 gelungen ein Instrument zu bauen, das mit einer lediglich knapp 2 cm längeren Scale auskommt. Auf den gesamten Hals umgelegt, ist der Unterschied also kaum spürbar.

Vergleicht man das Tuning der Drop 6-Klampfe mit dem einer ganz normalen E-Gitarre so wird man feststellen, das beide Stimmung unmittelbar miteinander verwandt sind. Schau dir dazu mal die folgende Animation an:

Der Vorteil dieses Verwandtschaftsverhältnisses liegt auf der Hand. Da beide Stimmungen eine Quarte voneinander entfernt liegen, wird jegliches Umgewöhnen auf die neue Stimmung überflüssig, denn eigentlich bleibt alles in Relation so, wie es vorher war. Nur eben mit dem Vorteil, dass - ab sofort - jeder gespielte Ton eine reine Quarte tiefer ansetzt. Das von Yamaha auf einem Sticker proklamierte Motto: Strap It On And Give A Try, greift also!

Das Instrument
Die Gitarre basiert in Form und Bestückung auf der normalen RG 420 S. Der sich am Shaping der Strat orientierende Korpus, wurde aus Erle gefertigt. Die Lackierung des vorliegenden Instruments nennt sich Mist Green Metallic, ist perfekt ausgeführt und macht optisch ziemlich was her. Die Cutaways sind üppig dimensioniert, wobei der untere der Beiden, fast am 24. Bund ansetzt. Eine Tatsache, die in Verbindung mit dem perfekt geformten Hals-Korpus-Übergang (siehe PG Gear Check), das Bespielen der höchsten Lagen zu einem echten Kinderspiel werden lässt. Die beiden hauseigenen Humbucker wurden, unter Zuhilfenahme von Einbaurähmchen, direkt in den Korpus montiert. Das, auf dem guten alten Floyd Rose Tremolo basierende Yamaha TRS Pro Vibrato, wurde versenkt eingebaut und unterfräst. Auch ein schöner Rücken kann entzücken. Das gilt auch für die RGX. Hier finden wir die, für eine Gitarre mit Tremolosystem typische Federkammer und das Fach für die Elektronik. Der gefertigte Hals sitzt sicher in der für ihn ausgefrästen Aussparung und wird von vier Schrauben fixiert. Das aufgesetzte Palisandergriffbrett bietet 24. Jumbo Frets Platz und wird durch Standard Dot-Inlays verziert.

Auf dem Weg zur Yamaha-typisch geformten Kopfplatte, stösst man zunächst noch auf den Locking Nut (Klemmsattel) des Floyd Rose Style Vibratos der RGX. Besonderheit hierbei: Anhand von Inbuss-Schrauben, lässt sich die Höhe der Saitenauflage verändern, so dass man die Saitenlage, seinen Spielgewohnheiten entsprechend, anpassen kann. Die Kopfplatte erstrahlt ebenfalls in Mist Green, wobei Seiten und Rückfront im Naturton belassen wurden. Sechs gekapselte Gotoh Mechaniken sorgen für allzeit gute Stimmung.

Die Elektronik
Die Gitarre ist - wie eben schon erwähnt - mit zwei Yamaha Humbuckern bestückt. Die Auswahl der jeweils aktiven Spulen erfolgt über einen 5-Wege-Pickup-Wahlschalter. Die Schaltung wurde wie folgt angelegt:

1. Position (Bridge Side) > Beide Spulen des Bridge Humbuckers (Humbucker Betrieb)
2. Position > Hintere Spule Bridge- und vordere Spule Neck-Pickup
3. Position /Mittelstellung) > Beide Humbucker aktiv
4. Position > Vordere Spule Bridge- und vordere Spule Neck-Pickup in Out Of Phase Schaltung
5. Position (Neck Side) > Beide Spulen des Neck Humbuckers (Humbucker Betrieb)

Besonders herauszuheben ist der sogenannte Direct Switch. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Kippschalter, der unabhängig davon, wie gerade der 5-Wege Schalter und die Klangregelung (Volumen und Tone) eingestellt sind, bei Betätigung ein direktes Signal des Bridge-Humbuckers an die Ausgangsbuchse durchschleift.

Ein Anwendungsbeispiel: Man spielt den Halspickup und hat dabei das Volumen der RGX relativ weit heruntergedreht, um so weniger Output und einen cleaneren Sound zu bekommen. Im nächsten Augenblick verlangt das Songarrangement ein Solo mit dem vollen Pfund des Bridge Pickups. Normalerweise müsste man jetzt zunächst einmal den Bridge Pickup anwählen, um dann das Volumen-Poti aufzudrehen. Das kann dauern! Mit Hilfe des Direct Switchs geht das leichter: Ein Klick genügt und schon liefert die Gitarre die gesamte Power des Bridge Humbuckers. Nach getaner Arbeiten genügt ein weiteres Betätigen des DS und schon kehrt man zur Ausgangseinstellung zurück. Sehr praktisch!

Die Praxis
Auch im Falle der RGX 420 D6 haben wir dir wieder einige repräsentative Audio-Files in unserem interaktiven PG Gear Check anzubieten.

Die Aufnahmen wurden mit einem Mesa Dual Rectifier für den verzerrten Modus und einem Roland Jazz Chorus für die Clean Sounds gemacht.

1) Damit Riffs auch im Tiefbassbereich mit der entsprechenden Präzision rüberkommen, benötigt man ein Instrument, das eine entsprechende klangliche Transparenz bereitstellt. Das die RGX diesem Kriterium gerecht wird, merkt man schon beim Anspielen im unverstärkten Zustand. Die Wahl des Tonholzes (Erle) erweist sich als echter Volltreffer. Trotz der tieferen Stimmung kommen alle Riffs knackig und präzise rüber. Dieser Eindruck setzt sich auch im verzerrten Betrieb fort. Starten wir unsere Untersuchungen mit der Bridge Position. Der Humbucker ist absolut in der Lage, die erhöhten Bass-Anteile zu managen und bringt den Sound der Gitarre sehr authentisch rüber (siehe PG Gear CHeck). Den nötigen Biss verleiht man seinen Riffs durch ein leichtes Anheben der Höhenanteile am Verstärker. Im Clean-Betrieb liefert der Humbucker den typischen, perkussiv, höhigen Sound dieser Pickup-Position.

2) In der ersten Zwischenposition werden die vorderen Spulen beider Humbucker aktiviert. Der Sound wird eine Spur weicher und erhält einen interessanten Unterton, der ihn in Sachen Leadsound zu einer echten Alternative werden lässt. Im Clean-Modus lässt der Funk grüssen!

3) Die Mittelstellung des 5-Wege-Schalters stellt die kombinierte Power beider Humbucker bereit. Wie das PG Gear Check-Audio zeigt, lässt der Sound - mit seinem Durchsetzungsvermögen und seiner Transparenz - auch die härtesten Riffs bedingungslos zu. Im Clean-Betrieb eigenet sich diese Einstellung ideal für die Umsetzung aller Arten von glasklaren Arpeggioplicks und Solostatements.

4) Die zweite Zwischenposition kombiniert die vorderen Spulen der beiden Humbucker miteinander. Verzerrt gespielt bekommt der Sound die typische „Hohlheit” dieser Schaltungsvariante. Der cleane Sound inspiriert zu gebrochen gespielter, atmosphärischer Akkordarbeit.

5) In der letzten, der 5 Einstellungsmöglichkeit geht der Halspickup in den Humbucker Mode. Verzerrt bringt er genau den Sound, den man von einem Pickup in dieser Position erwartet. Der Sound ist weich, ohne jedoch die nötige Attack für Leads aller Art vermissen zu lassen (siehe PG Gear Check). Schaltet man den Amp in den Clean Modus erhält man einen Sound, der sich optimal für alle Comping Style-Akkordriffs eignet. Selbst jazzige Sounds sind problemlos möglich.

Specs
Korpus: Erle, Strat-Style
Hals: Ahorn, flaches D
Halsbr.Sattel: 43mm
Halsbr. 12. Bund: 53 mm
Griffbrett: Palisander
Bünde: 24 Jumbo Frets
Mensur: 668 mm
Mechaniken: Gotoh gekapselt
Bridge: Yamaha Floyd Rose Lizenz Tremolo (TRS Pro)
Tonabnehmer: 2x Yamaha Humbucker
Elektronik: passiv, 5-Wege Pick-Up-Wahlschalter
1 x Tone, 1 x Volumen, Directswitch

Fazit: Das Drop6-Konzept sticht. Die nur um knappe 2 cm verlängerte Mensur, in Verbindung mit einem dickeren Saitensatz (011-064) erlaubt ein Tuning, das eine satte Quarte tiefer liegt, als das einer normal gestimmten Gitarre. Das vertraute Spielgefühl bleibt erhalten (entspricht ungefähr dem einer Gitarre mit 009er Saiten) und der Spaß startet schon unmittelbar nach dem Einklinken. Die Verarbeitung von sehr guten Tonhölzern, in Verbindung mit zwei kraftvollen Humbuckern und Floyd Rose-Lizenz-Tremolo tut den Rest, um die Gitarre zu einem universellen Begleiter in allen musikalischen Lebenslagen werden zu lassen.

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